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Die Wasserkrise in Kapstadt

In diesem Beitrag wollen wir euch ein paar Informationen zur Wasserkrise in Kapstadt geben und versuchen eine Brücke zu uns nach Deutschland zu schlagen. Insofern ist es kein klassischer Reisebericht, beinhaltet aber trotzdem ein paar Erfahrungen die wir hier gemacht haben. Das Thema wird natürlich nur angerissen, aber weil es uns am Herzen liegt, soll es in diesem Blog nicht fehlen und regt vielleicht den ein oder anderen zum Nachdenken an.

Situation in Kapstadt

Seit 2014 leidet die Kapregion in Südafrika und insbesondere Kapstadt unter einer extremen Dürre. Vielleicht als Folge des Klimawandels häufen sich die regenarmen Jahre in der Region und gleichzeitig werden die Folgen durch zu späte Investitionen in die Wasserinfrastruktur und wachsende Bevölkerungszahlen drastischer.
In Kapstadt wurden die Wasserrestriktionen kontinuierlich erhöht, bis von Februar 2018 bis 30. September 2018 die bisher höchste Stufe 6b galt, bei der pro Person und Tag nur noch 50 Liter Leitungswasser verbraucht werden dürfen. Gartenbewässerung und Auto waschen sind übrigens schon ab Stufe 4 strikt verboten.

Anleitung zur Einhaltung der 50 Liter pro Tag

Anleitung zur Einhaltung der 50 Liter pro Tag


Am 1. Oktober wurden die Restriktionen auf Stufe 5 gesenkt, da sich die Füllstände der Staudämme aus denen Kapstadt mit Wasser versorgt wird, vom Tief mit 38% auf beinahe 70% erholt haben. In dieser Stufe dürfen wieder 70 Liter verbraucht werden. Zum Vergleich: In Deutschland liegt der durchschnittliche Wasserverbrauch bei 123 Litern pro Person und Tag. Wer mehr über die Wasserkrise erfahren will kann hier einiges bei Wikipedia nachlesen oder sich hier auf der offziellen Seite der Stadtverwaltung über die aktuellen Restriktionen und Maßnahmen informieren.

Was bedeuten die Restriktionen für uns?

Bereits vor unserer Reise verfolgten wir in den Medien die aktuellen Entwicklungen der Wasserkrise in der Kapregion. Wer weniger informiert nach Kapstadt reist, wird spätestens am Flughafen mit einer umfangreichen Aufklärungskampagne auf die Bedeutung des Wassersparens aufmerksam gemacht. Überall hängen Schilder die zum Wassersparen aufrufen und auch gleich Tipps zur Umsetzung mit an die Hand geben.
Während zu Hause jeder selbst angehalten ist die Regeln zu befolgen und nur über die an jeden Haushalt installierten Zähler überwacht wird, wie hoch der Wasserverbrauch ist, sind im öffentlichen Raum Leitungswasserzugänge weitgehend abgestellt. Öffentliche Duschen und Waschbecken (auch in Toiletten) sind abgestellt. Die Toiletten selbst werden mit Grauwasser (also Abwässern mit geringer Verschmutzung) betrieben.

Hinweisschild Grauwasser in Verwendung

Hinweisschild Grauwasser in Verwendung


Wir selbst versuchen natürlich ebenfalls möglichst wenig der kostbaren Ressource zu verbrauchen und halten uns ans kurze Start-Stopp-Duschen (Wasser zum Einseifen abschalten), benutzen Becher zum Zähneputzen und fangen Grauwasser zur Wiederverwendung auf, beispielsweise um die Toilette zu spülen.

Was können wir hier lernen?

Ein gesteigertes Bewusstsein für die knappe Ressource Wasser schadet sicherlich bei uns auch nicht. Man liest zwar oft, dass es in Zukunft statt um Öl Kriege um Wasser geben wird, aber in einem Land in dem Wasser keine knappe Ressource darstellt wird das Thema meist als weniger relevant wahrgenommen. Tatsächlich machen die oben beschriebenen Wassersparmaßnahmen bei uns kaum Sinn, denn unsere Infrastruktur wurde meistens zu Zeiten geplant und gebaut als noch mit linear steigenden Wasserverbräuchen gerechnet wurden. Dies hat zum Beispiel zur Folge, dass schon heute unsere Abwässer nicht mehr ausreichen um die Kanalisation ausreichend zu spülen. Ein großer Teil unserer Wasserkosten fällt auf die Pflege und Instandhaltung unserer Wasserinfrastruktur.

Super, brauchen wir uns also keine Gedanken machen?!?

So einfach funktioniert das in unserer globalisierten Welt leider nicht. Auch bei uns kann jeder Einzelne seinen Beitrag leisten. Der Grundsatz sollte aber in etwa so lauten: „Wasser sollte da gespart werden, wo es knapp ist“. Wir können beispielsweise hinterfragen, ob wir unbedingt Gemüse und Früchte aus Südspanien, Kalifornien oder den trockenen Regionen des Nahen Ostens kaufen müssen. Eine entsprechende Kennzeichnung nachhaltig erzeugter Lebensmittel würde die Identifikation durch uns Verbraucher natürlich deutlich vereinfachen.
Hier geht es zu einem kurzen Artikel des WWF in dem das Thema Wasserraubbau durch den Agrarsektor noch mal näher erläutert wird.

Wir sparen aber jetzt erst mal weiter in Kapstadt Wasser und freuen uns, dass die Regentage, die wir insbesondere in unserer ersten Woche hier erlebt haben wenigstens zur Entspannung der Krise beitragen und die Staudämme füllen.

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