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Tauchen mit Haien in Gansbaai

Das Tauchen mit Haien ist ein ganz besonderes Erlebnis. Während man viele Hai-Arten, insbesondere Riffhaie auch bei normalen Tauchgängen sehen kann, wird dies bei anderen Haien schwierig. Man vermutet, dass die Haie die Geräusche der Atemgeräte oder die aufsteigenden Luftblasen nicht mögen und deshalb den Tauchern meist fern bleiben.
In Südafrika besteht die Möglichkeit im Käfig ohne Atemgeräte zu tauchen und dabei sogar weiße Haie zu sehen.
Dabei werden die Haie mit einer Mischung aus Fischabfällen und Fischöl (dem sogenannten Chum) angelockt, um dann mit Ködern (den Baits) zum Käfig geführt zu werden, so dass die Haie sowohl vom Boot als auch unter Wasser vom Käfig aus zu beobachten sind. Leider entspricht dieses Vorgehen natürlich nicht des ethisch korrekteren Beobachtens in der natürlichen Umgebung ohne Eingriffe wie das Anlocken und Ködern zu verwenden. Dennoch habe ich (Volker) mich dazu entschieden auch im Käfig zu tauchen und zwar aus folgenden Gründen:

  • Es ist bisher nicht bekannt, dass die Haie dadurch hier Verhalten ändern (die Haie sind nicht standorttreu und verlassen die Bucht auch für längere Zeit immer wieder).

  • Die Haie werden nicht gefüttert, die Köder werden vor den Haien aus dem Wasser gezogen.

  • Es gibt eine begrenzte Anzahl lizensierter Anbieter, von denen einige Meeresbiologen beschäftigen und sich für den Schutz und die Erforschung der Tiere einsetzen.

  • Ich bin überzeugt davon, dass Menschen nur das Schützen was sie kennen und im besten Fall auch verstehen. Neben dem Lehraspekt trägt aber hoffentlich auch der wirtschaftliche Aspekt zum Schutz der Tiere bei. Denn was den Menschen Einkommen verschafft werden sie schützen.

Ich habe die Tour mit Marine Dynamics gebucht. Der Preis ist zwar etwas höher als bei den anderen Anbietern, aber mir erschien das Konzept mit Meeresbiologen und wissenschaftlicher Datensammlung sowie Unterstützung einiger Tierschutzorganisationen am nachhaltigsten/ökologischsten. Im Nachhinein betrachtet unterscheiden sich die wenigen lizensierten Anbieter wahrscheinlich alle nur marginal und einige angeführte Argumente lassen sich kaum halten, aber dazu weiter unten mehr.

Kupferhai mit Bait

Kupferhai mit Bait

Da der weiße Hai am wahrscheinlichsten in Gansbaii anzutreffen ist und ich gelesen hatte, dass die Chancen morgens am größten sind, buchte ich die Tour inklusive Transfer nach Gansbaai, was knapp zwei Autostunden von Kapstadt entfernt liegt. Und so kommt es, dass ich mich um kurz nach 2 Uhr morgens an der Haupstraße von Hout Bay wiederfinde und auf meinen Transfer warte, der mich nach einer nächtlichen Sightseeing-Tour durch Kapstadt, bei der wir einige andere Teilnehmer einsammeln, zur inoffiziellen Haihauptstadt Gansbaai bringt.

Nach einem kurzen Frühstück und einer Einweisung über den Ablauf auf dem Boot bekommen wir eine Rettungsweste und einen Gummimantel gegen die Gicht der Brandung durch die wir mit dem Boot aus dem kleinen Hafen fahren.
Nach etwa 10 Minuten erreichen wir den Ankerplatz und der Käfig wird an der Bootsseite befestigt und das Gemisch aus Fischresten und Fischöl (Chum) kontinuierlich ins Wasser gelassen um die Haie anzulocken. Nach kurzer Zeit entdecken wir den ersten Hai, einen Kupferhai (Copper Shark). Die erste Gruppe geht in den Käfig und bekommt viele der meistens in größeren Verbänden auftretenden Kupferhaie und auch einen Stachelrochen zu sehen. Nach ca. 30 Minuten wird gewechselt und ich bin Teil der Gruppe, die in den Käfig klettert. Das Wasser ist 14°C kalt und die Sichtweite in dem vom Anlocken öligen Wasser nicht besonders weit. Leider nimmt die Haiaktivität etwas nach und wir sehen nur gelegentlich einen Kupferhai vorbei schwimmen.

Kupferhai nah am Käfig

Kupferhai nah am Käfig

Doch plötzlich hören wir die Crew rufen „White Shark, White Shark!“. Ich tauche unter versuche im trüben Wasser irgendwas zu entdecken gucke links, rechts, gerade aus, aber leider ist die Sichtweite unter Wasser zu kurz. Der weiße Hai bleibt im Gegensatz zu den Kupferhaien nicht am Boot und ist nach ca. 10 Sekunden wieder verschwunden. Er war nur vom Deck aus zu sehen. Als die dritte Gruppe ins Wasser darf nimmt die Haiaktivität wieder zu und es gesellen sich zwei Robben zum Boot, die kleine Fische jagen, die durch die Fischreste ebenfalls angelockt wurden.

Kupferhai und andere Fische

Kupferhai und andere Fische

Nachdem alle einmal im Käfig waren dürfen diejenigen die möchten ein zweites Mal hinein. Ich bin hin und her gerissen, da ich auf der einen Seite nicht so viele Haie unter Wasser gesehen habe, die Chancen einen weißen Hai zu sehen, falls noch einer auftaucht vom Boot aber deutlich besser sind. Schließlich entscheide ich mich auf dem Boot zu bleiben. Im Nachhinein ein Fehler, da sich leider kein weißer Hai mehr blicken lässt und dafür die Robben und Kupferhaie ganz nah am Käfig vorbei schwimmen.

Trotzdem ist die Zeit auf dem Boot sehr kurzweilig. Die Robben und Haie lassen sich wunderbar beobachten und in der Ferne vor der Küste sehe ich einen jungen Südkaper (Southern Right Whale) aus dem Wasser springen.

Um das berüchtigte Tauchen mit den weißen Haien so zu erleben wie es derzeit noch mit den Kupferhaien möglich ist sind wir leider zwei Jahre zu spät. Denn seit Orcas in der Bucht einige weiße Haie getötet haben hat sich deren Verhalten verändert. Nach den ersten Attacken im Frühjahr 2017 zogen sich die weißen Haie aus der Region zurück und kehrten erst langsam nach Abzug der Schwertwale zurück. In diesem Jahr geschah das gleiche und nachdem im März die Orcas erneut gesichtet wurden blieben in der Folgezeit Sichtungen des weißen Hais aus. Erst vor kurzem kehrten die ersten Haie wieder zurück. Diese zeigen leider ein verändertes, vorsichtigeres Verhalten und bleiben nicht mehr so lange bei den Booten.

Im Nachhinein war es trotz des verpassten weißen Haies ein interessanter Ausflug mit natürlich beeindruckenden Szenen mit den Haien, aber auch nachdenklich stimmenden Eindrücken. Es gibt insgesamt zwar nur acht lizensierte Anbieter für das Käfigtauchen, aber diese fahren im Schnitt drei Touren pro Tag. Das bedeutet eine Menge ausgebrachten Chum und das Wasser war spürbar ölig. Die Köder werden nicht selten trotzdem von den Haien gefressen, weil die Mitarbeiter die die Köder durchs Wasser ziehen nicht achtsam genug sind. Die Sichtweite ist auch aufgrund des ganzen Chums relativ gering, so dass versucht wird die Haie möglichst nah an den Käfig zu locken. Das führt nicht selten dazu dass die Haie an den Käfig stoßen und sich dadurch verletzen können.

Das sich das Verhalten der Haie durch die wiederholenden negativ Erlebnisse (keine Beute trotz des wahrgenommenen Geruchs) nicht ändert ist auch umstritten.
Zukünftig werde ich diese Art von Tour daher nicht mehr machen.

Kupferhai mit Bait

Kupferhai mit Bait

Hier gehts zur Übersicht unserer Erlebnisse mit den Marine Big 5.

4 Kommentare

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